Mitternachtssport

Mitternachtssport in sozialen Brennpunkten - ein Beitrag zur Gewaltprävention? Wissenschaftliche Begleitung und Untersuchung sport-, körper- und bewegungsbezogener Sozialer Arbeit in Hannover
 
Leitung: Prof. Dr. Gunter A. Pilz Mitarbeiter(innen): Prof. Dr. Lorenz Peiffer, Barbara Grill, Monika Schmidt
 
Zusammenfassung:
In Stadtteilrunden wird immer häufiger das Problem zunehmender Gewalttätigkeit, wachsender Kinder- und Jugendkriminalität diskutiert und nach entsprechenden (Gegen-) Maßnahmen gesucht. Andererseits gewinnen im Kontext sozialpädagogischer Maßnahmen der Gewaltprävention wie in der Jugendarbeit körper- und bewegungsbezogene Konzepte zunehmend an Bedeutung. Die Palette reicht dabei von traditionellen sportartspezifischen Angeboten über den Abenteuer- und Kampfsport bis hin zu differenzierten körper- und bewegungsbezogenen Konzepten. Aus diesen Gesprächen und Erkenntnissen heraus wurde im Stadtteil Mühlenberg ein Modellprojekt "Mitternachtssport" durchgeführt. Was anfangs als medienwirksames Spektakel abgetan wurde, entpuppt sich mehr und mehr als sinnvolles durchaus erfolgreiches Instrument der Gewaltprävention in sozialen Brennpunkten, so dass das Mitternachtssportangebot nunmehr auf fünf soziale Brennpunkte ausgedehnt und um ein mädchenspezifisches Angebot ("MitterTagsSport") erweitert wurde. Die Entwicklungen des Mitternachtssportangebotes, der Besucherstrukturen und vor allem die Möglichkeiten der Prävention und Intervention werden durch teilnehmende Beobachtung und Interviews dokumentiert. Die bisherigen Ergebnisse weisen auf eine sehr große Nachfrage nach dem Mitternachtssportangebot in sozialen Brennpunkten hin:
- Das Mitternachtssportangebot holt junge Menschen von den Straßen und eröffnet ihnen die Möglichkeit zur sportlich-spielerischen, wie "Selbst"-Präsentation (Aussage eines Jugendlichen: "nicht nur Sport, auch sehen und gesehen werden"). Damit verbunden ist auch eine Verringerung der Probleme draußen, was auch von den Jugendlichen selbst so gesehen wird.
Obwohl oder gerade weil ("es ist "geil, nachts Fußball zu spielen", so ein 12jähriger) die Mehrzahl der Teilnehmer jünger als 18 Jahre alt ist, sprechen sich über 80 % der befragten für einen Beginn des Mitternachtssports nicht vor 20:30 Uhr und ein Ende nicht vor 02:00 Uhr aus.
Die Mehrheit wünscht, dass das Angebot zweimal im Monat stattfinden sollte (unter denen, die sich nicht für den vierzehntägigen Rhythmus entschieden haben, haben sich erheblich mehr dafür ausgesprochen, dass der Mitter nachtssport jede Woche stattfindet als dafür, dass er nur einmal im Monat stattfindet).
Für ¾ der Befragten ist es ganz wichtig, dass der Mitternachtssport in unmittelbarer Nähe ihres Wohngebietes stattfindet.
Für knapp 60 % der Befragten ist es sehr wichtig, dass sie während des Mitternachtssportangebotes auch Ansprechpartner für persönliche Probleme haben und immer noch über 50 % geben an, dass es für sie sehr wichtig ist, dass diese Personen auch unter der Woche für als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
-Über 90 % der am Mitternachtssport Teilnehmenden sind nicht-deutscher Herkunft, über 80 % sind Türken und Kurden
Über 95 % sind männlich
Das MitterTagsSportangebot speziell für Mädchen wird bislang nur sehr sparsam angenommen